Die Asiatisch-Afrikanische Konferenz, die 1955 in der indonesischen Stadt Bandung stattfand, kann als Katalysator für bereits bestehende politische und kulturelle Verbindungen angesehen werden. Das asiatisch-afrikanische Bündnis, welches durch das Ereignis in Bandung angeregt wurde, basierte auf einem antiimperialistischen, antikolonialen und antirassistischen Grundprinzip.
Dieses Forschungsprojekt reanimiert die vom ‚Bandung Spirit‘ getragene politische Vorstellungskraft und wird von einer Poetik der Korrespondenz angetrieben, die sich mit kulturellen Traditionen befasst und gleichzeitig translationale Erfahrungen über Asien, Afrika und deren Diaspora hinweg aufzeigt.
Jeden Donnerstag finden online und in englischer Sprache Diskussionsrunden statt, bei denen Wissenschaftler*innen, Kurator*innen und Künstler*innen zusammenkommen, um die politischen, künstlerischen und kulturellen Auswirkungen der Bandung-Konferenz zu untersuchen.
Thursday, 21 October, 18:00 (CEST)
Philippe Pirotte
Einführung: Richard Wright, The Color Curtain and the Promise of Bandung
Der Einführungsvortrag wird sich ausgehend von dem Bericht des afroamerikanischen Schriftstellers Richard Wright über Bandung mit dessen eigener Positionierung innerhalb des antiimperialistischen "Versprechens", das Bandung verkörpert, beschäftigen. Wright war ein früher Mitarbeiter der führenden panafrikanischen Zeitschrift Présence Africaine und nahm am 1er Congrès des Écrivains et Artistes Noirs (1956) in Paris teil. 1953 wurde er Zeuge des Kampfes der Convention People's Party von Kwame Nkrumah für die Unabhängigkeit von der britischen Herrschaft an der Goldküste (heute Ghana) und veröffentlichte ein Jahr später den Reisebericht Black Power: A Record of Reactions in a Land of Pathos (1954), illustriert mit eigenen Fotografien. Sein darauffolgendes Buch The Color Curtain: A Report on the Bandung Conference (1956) schildert seine Eindrücke und Analysen des epochemachenden Treffens von Vertretern aus neunundzwanzig unabhängigen asiatischen und afrikanischen Ländern, das 1955 in der indonesischen Stadt Bandung stattfand. Später reflektiert Wright die beiden prägenden Reisen in White Man, Listen! (1957), einer Sammlung von Essays zur Unterstützung der antikolonialen Bewegungen in Afrika, Asien und der Karibik, erneut.
Leigh Raiford
Bandung to Black Power: Mapping Kathleen Cleaver's Radical Geographies
Die Menschenrechtsaktivistin Kathleen Neal Cleaver wurde im Alter von 22 Jahren bekannt, als sie innerhalb der Black Panther Party (BPP) offiziell für Kommunikationsbelange zuständig wurde und bald darauf half, den internationalen Ortsverband der BPP in Algerien zu gründen, als sie, ihr Mann Eldridge Cleaver und ihre beiden Kinder dort im US-Exil lebten. Leigh Raifords Vortrag stellt eine Verbindung zwischen Cleavers Aufwachsen als Kind von Agenten des US-Auslandsdienstes, die in den 1950er und frühen 1960er Jahren in Indien, den Philippinen, Liberia und Sierra Leone lebten, und ihrem Aufstieg zu einer Schlüsselfigur der Black-Power-Bewegung in den späten 1960er und 1970er Jahren, her.
Karima Boudou Mzouar
The Key to San Francisco: Mehdi Ben Barka and the Tricontinental Conference in Cuba
Karima Boudou Mzouar setzte sich mit selten gezeigtem Archivmaterial auseinander, das von der USA Reise des marokkanischen Politiker Mehdi Ben Barka (1920-1965) im Jahr 1957, als Präsident der Nationalen Beratenden Versammlung (ANC), ein Jahr nach der Unabhängigkeit Marokkos und zwei Jahre nach der Asien-Afrika-Konferenz in Bandung, berichtet. Als Vorsitzender der linksgerichteten Nationalunion der Volkskräfte (UNFP) und als Vorsitzender des Vorbereitungskomitees der Internationalen Trikontinentalen Konferenz (1966) war Ben Barka ein brillanter Mathematiker, führender Intellektueller, 'Third-Worldist' und Panafrikanist. Auf der Grundlage des Ben-Barka-Familienarchivs, persönlicher Geschichten und Erfahrungsberichten bringt Boudou Mzouar Ben Barka zurück in den Kontext der USA und bietet damit eine reiche Grundlage für die Diskussion der miteinander verflochtenen Geschichte des Internationalismus, der marokkanischen Post-Unabhängigkeit, der Bürgerrechtsbewegung sowie der Solidarität mit den Kämpfen für Gleichheit in Marokko und der gesamten blockfreien "Dritten Welt". (In Zusammenarbeit mit dem Institut Mehdi Ben Barka - Mémoire Vivante)
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